6. bis 15. April 2018
Wetterbedingt hingen wir in Port-de-Bouc aufgrund einer sehr ungewöhnlichen Starkwindphase 9 ganze Tage fest, wollten hier eigentlich gar nicht hin, mussten aber unsere Etappe Marseille – Saintes Maries-de-la-Mer aufgrund des erheblichen Wellengangs kürzen, siehe den Beitrag von Barbara.
Ich war ja zunächst versucht, während dieses unfreiwilligen Aufenthalts die noch offenen Netflix-Staffeln von „Breaking Bad“ abzuarbeiten und gegebenenfalls in „Better Call Saul“ einzusteigen. Wenn man in Port-de-Bouc allerdings ein Fahrrad, besser noch ein Mountainbike zur Hand hat, kann man sich hier auch einen mehrtägigen Aufenthalt ganz spannend gestalten:

Das nur etwa acht Kilometer Richtung Osten entfernte Martigues mit seiner schönen alten Bausubstanz und vielen Restaurants bietet sich für einen Ausflug sehr an. Der Kanal, welcher den auf einer Insel gelegenen Altstadtkern durchschneidet, hat mich spontan an Venedig erinnert, und tatsächlich gilt Martigues als das Venedig der Provence.


Der Kontrast hierzu: auf dem Weg nach Martigues kommt man an großen Hafenanlagen mit respektablen Seefrachtschiffen vorbei. Etwa zwei Kilometer ab Port-de-Bouc passiert man den alten Fischereihafen und einige Industrieruinen mit viel Graffitikunst, was tolle Photomotive hergibt. Alles eher abgeranzt, aber mir gefällt sowas gut.




Von Port-de-Bouc ebenfalls etwa acht Kilometer Richtung Nordwesten erreicht man Fos-sur-Mer. Die beste Route mit dem Mountainbike – allerdings off-road – ist ein kleiner Trampelpfad linksseitig am Canal de Fos entlang, der später in eine Staubstraße mündet – nach Regen steht hier alles unter Wasser und Schlamm, großer Spass! – bei Fos-sur-Mer dann auf der Straßenbrücke Kanal und Autobahn überqueren und noch 50 Höhenmeter den Berg rauf, und man steht in den Resten einer mittelalterlichen Festungsanlage (Chateau de l´Hauture) mit beeindruckender romanischer Kirche (Eglise Saint Saveuer); ich war völlig überrascht.





An der Hafeneinfahrt nach Port de Bouc sieht man rechterhand das beeindruckende Fort de Bouc. Um dorthin zu kommen sollte man entweder bei der Einfahrt mit dem Boot gleich am dort montierten Ponton festmachen – steht da nirgends, dass man das nicht dürfte – oder man nimmt eine längere Radtour von Port-de-Bouc aus auf sich. Um hinzukommen muss man den Canal de Caronte queren, und das ist trockenen Fußes leider nur über die Brücke in Martigues möglich, also am linken Ufer acht Kilometer nach Martigues und am rechten Ufer acht Kilometer zurück – manche Sehenswürdigkeiten muss man sich hart erarbeiten, aber es lohnt sich! Man kommt nicht ins Fort rein, kann aber überall rumklettern, und der Küstenabschnitt ist einsam und schön, auch tolles Mountain Biking dort. Das Fort steht auf dem Gelände einer großen Ölraffinerie und die Zufahrt ist auch mit Balken abgesperrt – nicht abschrecken lassen – ist scheinbar nicht erwünscht, dass man da hinfährt, aber eben für Radler auch nicht untersagt, was den Zufahrtsschildern eindeutig zu entnehmen ist.



Außerdem spannend in Port-de-Bouc:
La Saveur des Calanques: Kleiner Familienbetrieb am Quai des Sardiniers, der am Industriehafen abgepackte Leckereien (etwa Poutargue) herstellt – www.saveurdescalanques.com
Traditionelles Boulodrome am Quai de la Liberte gleich bei der Brücke über den Canal de Fos
Brennende Autos und Mülltonnen in der Trabantensiedlung Avenue du Golfe
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