3.7.2019 – Von Ketzin nach Werder – 17 km – 1,75 h
Die kurze Fahrt von Ketzin nach Werder ist wieder sehr hübsch und führt über die Potsdamer Havel, den Kleinen und den Großen Zernsee. Wir laufen den Yachthafen Scheunhornweg in Werder an. Bei relativ starkem Wind quetschen wir uns in die schmale Box. Der Finger, stellen wir fest, ist nicht wirklich ideal, um mit den Hunden dort auszusteigen, weil extrem schmal. Wenigstens ist es kein Schwimmsteg, so dass er nicht auch noch wackelt. Auf Umdrehen haben wir bei dem Wind keine Lust, also ist die nächsten Tag gutes Gleichgewicht gefragt.





Bei der telefonischen Reservierung meinte der Hafenmeister schon pseudoscherzhaft: „15 Meter? Dass die Leute immer so übertreiben müssen!“ Auch vor Ort äußert er nochmals, dass er die Bootslänge für zwei Leute für deutlich überdimensioniert hält. Dass wir tatsächlich auf dem Boot leben und seine eigene Wohnung sicherlich geräumiger ist, will er nicht verstehen.
Aber es ist schon so. Hier wohnt weit und breit niemand auf dem Boot, und aus den Ferienbooten ragen wir mit unserer Größe deutlich heraus. Egal, wo wir hinkommen, unser Boot ist das längste. Das ist in Holland komplett anders. Ich habe keine Statistiken, aber ich würde schätzen, dass zehn Prozent der Holländer auf dem Boot wohnen. Naja, vielleicht nicht ganz so viele, aber in jedem niederländischen Hafen, in dem wir bisher lagen, war ein erheblicher Teil der Boote dauerhaft bewohnt. Dort ist unsere Größe auch völlig durchschnittlich bzw. eher unter dem Schnitt.

Der Kern von Werder liegt auf einer Insel in der Havel, das ist nett. Die kann man in einer Stunde umrunden, und dann hat man eigentlich auch alles gesehen. Interessiert hätte mich das Obstbaummuseum, denn Werder ist vor allem für sein Obst berühmt, aber das hat ein wenig eigenwillige Öffnungszeiten und muss daher ausfallen.






Wir freuen uns darauf, auf dem Markt saisonales Obst zu kaufen. Es ist so ein kleiner Spleen von uns, überall lokales Obst zu Marmelade zu verarbeiten. Seit unserem ersten Trip mit einem Charterboot, bei dem wir erhebliche Mengen Brombeeren pflückten und dann gläserweise Essiggurken, Apfelmus und Rote Beete vertilgen mussten, um an Einmachgläser zu kommen, führen wir jetzt immer reichlich Gelierzucker und leere Marmeladengläser mit uns. Geschafft haben wir in dieser Saison bislang nur Marmelade aus Brandenburger Stachelbeeren. Als wir am Freitagmorgen Unter den Linden aufschlagen, wo der Markt stattfinden soll, sehen wir genau drei Stände: Polnische Spezialitäten, Taschen/Geldbörsen/Schuhe und immerhin einen Obststand. Wir kaufen Werder Knupper (die hiesigen Kirschen) zum so essen und Sauerkirschen für Marmelade. Und geräucherten polnischen Käse, ist ja quasi auch schon regional, für Konfitüre allerdings eher ungeeignet.

Zum Glück gibt es auch mehrere Bootsläden in Werder. Thomas hatte sich bereits online und telefonisch durch etliche Läden gearbeitet, um einen Ersatz für unser Beiboot zu finden, bei dem die Naht einer Kammer aufgeplatzt ist. (Wir notieren für die Zukunft: Luft braucht bei 30 Grad Temperatur mehr Platz als bei 15 Grad, also macht es Sinn, den Füllstand eines Schlauchboots entsprechend den Außentemperaturen zu regulieren!) . Zwar lässt sich die Kammer nach Thomas‘ hingebungsvollen Bastelarbeiten mit Schlauchbootkleber und Reserveflicken wieder aufblasen, aber wir trauen der Sache nicht über den Weg. Die Vorstellung, dass wir mit allen drei Hunden im Boot unterwegs sind und die Luft wieder rausgeht, verursacht uns Bauchschmerzen. Leider ist die Lieferzeit für unser RIB-Modell in allen angefragten Läden sehr lang. Umso größer ist die Freude, als das Boot plötzlich in einem Wassersportladen vor uns steht, und auch noch zu einem vernünftigen Preis. Zack, ausgetauscht. Jetzt können wir endlich ankern, wenn wir wollen.


Die Umgebung von Werder bietet sich sehr für Ausflüge mit dem Fahrrad an. Insbesondere ist es nicht weit nach Petzow am Schwielowsee. Das Schloss aus 1820, das ein Inhaber mehrerer Ziegelbrennereien errichten ließ, kann man zwar nicht von innen besichtigen, jedoch ist die Parkanlage wunderschön und diente auch schon mehrfach als Filmkulisse. Sehr interessant ist außerdem das Ziegeleimuseum Glindow. In Glindow und Umgebung wurde ein erheblicher Teil der Ziegel hergestellt, aus denen Potsdam und Berlin errichtet sind.









Das Highlight unseres Werder-Aufenthalts bildet unser Abendessen in der Alten Überfahrt. Frische regionale Küche auf extrem hohem Niveau – der erste Stern kann nur noch eine Frage der Zeit sein. Gleichzeitig ist der Laden äußerst entspannt, was uns mittlerweile sehr wichtig ist.


Tipps:
Alte Überfahrt, Fischerstraße 48b, Werder Havel www.alte-ueberfahrt.de
Gerne hätten wir hier auch noch das tolle Café Hagemeister empfohlen, aber das macht leider im Oktober dicht – Bio-Küche scheint sich wirtschaftlich auf dem Land noch nicht zu tragen. Sehr schade!
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