Von Minden nach Hannover auf dem Mittellandkanal – 67 km – 5,75 h

Nach einer sehr kurzen Nacht aufgrund von Landstromdefiziten hier in Minden und nächtlichen Alzheimer-Vorfällen an der Heimatfront in Bayern ist die Hafenausfahrt am nächsten Tag noch schmaler als bei der Einfahrt. Glücklicherweise kommt aber diesmal kein Frachtschiff vorbei, sodass alles unfallfrei vonstattengeht. Kurz darauf sind wir schon am Wasserstraßenkreuz Minden. Der Mittellandkanal überquert hier mit einer Wasserspiegeldifferenz von 13 Metern die Weser, gleichzeitig ermöglicht eine Schleuse auch den Wechsel von einer Wasserstraße zur anderen. Das ursprüngliche Bauwerk wurde 1914 fertiggestellt und ist eine faszinierende Ingenieurleistung.




Direkt am Wasserstraßenkreuz gibt es eine Liegemöglichkeit für Sportboote. Wenn man nicht sowieso in Minden Halt macht, kann man hier jedenfalls aussteigen und bei einem kurzen Spaziergang die Kanalbrücke von unten bewundern. Die Altstadt wäre ebenfalls fußläufig zu erreichen.


Im weiteren Verlauf ist der Mittellandkanal auch auf diesem Abschnitt eher unspannend. Ab und an springen Kinder von den Brücken ins Wasser, was mich etwas nervös macht. Sie tauchen bislang aber immer rechtzeitig auf und schwimmen aus der Fahrrinne.

Seit Minden ist der Verkehr deutlich stärker geworden. Offensichtlich kommen viele Frachtschiffe über die Weser. Zum ersten Mal sehen wir auch Containerschiffe auf diesem Kanal. Wir gehen davon aus, dass sie nach Bremerhafen unterwegs sind. Die Containerschiffe sind über längere Abschnitte quasi im Blindflug unterwegs. Wegen der vielen Brücken müssen sie das Steuerhaus so tief absenken, dass sie nicht über ihre Ladung drübergucken können. Die Kapitäne müssen sich also auf ihren Radar verlassen.


Auf Hannover zu wirkt dann alles gleich viel städtischer. Auch das Mobilfunknetz ist plötzlich wieder aktiv. Im Yachthafen Hannover werden wir nett empfangen und bekommen den Platz für große Boote – bei Längen über 12 Meter empfiehlt sich dringend Voranmeldung. Das ist auch der einzige Platz im rechten Winkel zum Kanal, für den wir in den kommenden Tagen noch sehr dankbar sein werden. Es halten sich nämlich nicht alle Schiffe an die Geschwindigkeitsbeschränkung, und der Schwell kann folglich massiv sein in diesem Hafen!


Direkt am Hafen befindet sich ein Restaurant in einem umgebauten Schubleichter aus den Zwanziger Jahren. Es werden nicht sehr viele Sachen ohne Fleisch angeboten, aber die Pizza zum Beispiel ist erstklassig – und wenn Chili drauf ist, ist die auch richtig scharf!


Für die Hunde gibt es gute Auslaufmöglichkeiten. Doof sind allerdings die Gitterstege. Herr Schmidt kann getragen werden, Xabi schafft es mit seinen dicken Pfoten allein über das Gitter, aber für Fräulein Lisbeth braucht es eine spezielle Lösung.


Lisbeth hat sogar ihren eigenen Privatstrand. Allerdings wacht Thomas eines Morgens von einem schabenden Geräusch unterhalb des Bugs auf und stellt fest, dass das Boot vorne leicht aufsitzt. Die beladenen Frachtschiffe spülen durch die starke Verdrängung soviel Sand ins Hafenbecken, dass sich die Wassertiefe am Rand laufend ändert. Wir setzen also lieber einen Meter zurück, bevor es unseren verbliebenen Antifouling-Anstrich noch ganz abschmirgelt.


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