23. bis 24.09.2019: Vom Tempelhofer Hafen über Spree und Havel nach Potsdam – 53 km – 6,5 h – 2 Schleusen
Fast alle Fotos diesmal von Nico
Am 23. September steche ich mit einer komplett neuen Crew in See. Nein, See ist übertrieben, ich biege vom Tempelhofer Hafen in den Teltowkanal ein, an Bord Vater und Tochter. Thomas weilt in Bayern, aber das Boot muss trotzdem nach Ostfriesland in die Werft. Also hat Schorsch, der erfahrene Seebär (jedenfalls auf Segelbooten), sich netterweise bereiterklärt, mit mir bis Hannover zu fahren, dort bekomme ich dann eine neue Matrosin. Und Nico begleitet uns für einen Tag, um Fotos zu machen. Wir nehmen nämlich die schöne Route über die Spree, statt den deutlich kürzeren Weg auf dem Teltowkanal Richtung Potsdam zu wählen.

Wir fahren also erst, wie gehabt, die sieben Kilometer Richtung Osten auf Teltow- und Britzer Verbindungskanal und biegen dann unterhalb von Rummelsburg in die Spree ein. Von dort aus geht es wieder Richtung Westen. Den Mast haben wir schon vor Abfahrt geklappt, denn die niedrigste Brücke auf der Strecke ist die Jannowitzbrücke mit 4,02 Meter, die kommt noch vor der Mühlendammschleuse.






Mit der Schleuse haben wir Glück. Es möchte von unten ein Ausflugsboot hochschleusen, und beim Leeren der Kammer nimmt uns der Schleusenwärter gleich mit nach unten. Wir sind als Team zwar noch nicht so gut eingespielt, schaffen es aber trotzdem unfallfrei anzulegen.




Gegenüber vom ARD Hauptstadtstudio legen wir uns an den 24-Stunden-Anleger und frühstücken erst mal. Sonniger Tag, Ausblick auf die Reichstagskuppel in die eine und Bahnhof Friedrichstraße in die andere Richtung. Es schaukelt zwar ganz schön wegen der unzähligen Ausflugsboote, aber für ein Stündchen geht das schon mal.








Der dichte Ausflugsverkehr macht das Fahren auf der Strecke aber auch ganz schön anstrengend. Zwischen den beiden Schleusen herrscht Funkpflicht, denn viele der kleinen, engen Brücken lassen sich nur im Einbahnverkehr passieren. Unser Nachbar Edi hat für sich ein sehr praktisches Hilfsmittel entwickelt: eine Liste aller Brücken in der richtigen Reihenfolge, die man beim Durchfahren abhaken kann. Wenn dann z.B. der Funkspruch kommt: „Moltkebrücke zu Berg dreimal“, dann kann man auf einen Blick erkennen, wie weit die drei Dampfer entfernt sind. Sonst müsste man das jedes Mal mühevoll auf der Karte suchen – es sei denn, man fährt die Strecke ständig und kennt alle Brücken. Danke Edi, das war sehr hilfreich!

Nach der Hansabrücke hört der Verkehr dann abrupt auf, denn hier wenden die meisten Passagierschiffe. Auch bei der Schleuse Charlottenburg haben wir Glück, es fahren gerade zwei weitere Sportboote ein, als wir kommen. Unser Nachbar in der Schleuse ist nicht glücklich mit uns. Weil der Mast noch gelegt ist, kommen wir ganz schlecht an die Heckleinen ran. Da wir deshalb nur mit einer Leine festmachen können, muss ich die Motoren beim Schleusen anlassen, und ja, die Dieselabgase riechen nicht nach Veilchen. Der Kollege täuscht Erstickungsanfälle vor, und meine Entschuldigungsansätze werden demonstrativ niedergehustet.





Wir durchqueren Spandau und kommen erneut an unserer Raymarine-Werkstatt in Pichelsdorf vorbei. Eine Stunde weiter Richtung Süden auf der Havel, und wir sind wieder vor Sacrow. Direkt vor der Kirche setzen wir den Anker. Wunderschön hier. Nico hat anscheinend das Grill-Gen von ihrem Vater geerbt, wirft gleich nach dem Hunde-Landausflug den Lotus an und grillt uns ganz wunderbar Scampi, Halloumi und Gemüse.



Am Morgen fahren wir dann die zehn Minuten weiter bis zur Marina am Tiefen See in Potsdam, wo wir wieder unseren liebgewonnenen Liegeplatz außen am Floß belegen dürfen. Es fühlt sich an wie nach Hause kommen.

Klingt spannend! Danke für den Einblick!
Würde ich sofort wieder machen.