14.07.2019 Potsdam – Tiefer See
Wir liegen mit der AWOL in der Marina am Tiefen See in Potsdam. Im benachbarten Hausboot (eigentlich nur ein Häuschen auf einem Floß) ist gestern ein junges Pärchen eingezogen. Zwei Teenager, er sehr sportlich mit eigenem schlank-sportlichen Kanu samt Sponsoringaufdruck. Heute Morgen werden wir durch lautes Brüllen aus den Federn gerissen: „Gauner! Gauner! Gauner!“ hören wir die Rufe der jungen Frau über den noch verschlafenen See hallen. Gab es Streit bei den Nachbarn? Hat sich der sportliche Paddler gar ungebührlich verhalten?

Es ist alles anders als in meiner verschobenen Phantasie. Das Pärchen hat einen Jagdhund mitgebracht. Der Hund heißt Gauner. Beim ersten Öffnen der Tür des Hausbootes am Morgen springt der Gauner über Bord und jagt Enten über den See, schwimmend und bisweilen bellend. Jegliches Rufen seines Namens, Pfeifen, Klatschen hat keinen Erfolg. Der Gauner schwimmt und schwimmt. Immer weiter raus wagt er sich, nur auf die Enten fixiert. Er kommt zurück Richtung Ufer, schwimmt wieder raus. Er kreuzt bei seiner Jagd die Fahrrinne der großen Fahrgastschiffe. Es wird gefährlich. Seit zehn Minuten ist er nun schon im Wasser. Der Gauner folgt einfach nicht.

Bei der jungen Frau erkenne ich deutliche Anzeichen von Panik. Es sei nicht ihr Hund, sondern der ihres Freundes, erklärt sie mir. Sie hätten zwar das Kanu mitgebracht, aber ihr Freund sei gerade damit unterwegs. Ein Angler in einem kleinen Motorboot dreht bei und versucht den Gauner aufzunehmen, erfolglos. Der Gauner schwimmt aber nun zurück ins Hafenbecken und beginnt zu winseln. Auch Hundefitness hat ihre Grenzen. Der Gauner schafft es nicht auf die hohen Stege des Hafens, und auch die Spundwand am Ufer ist zu hoch für ihn. Jetzt muss schnell etwas passieren, bevor die Töle absäuft.

Wir haben zwischenzeitlich unser brandneues Beiboot ins Wasser gelassen. Ich rudere in Richtung des Gewinsels und sehe die junge Frau mit einer Hand an des Gauners Halsband, dieser immer noch im Wasser, und mit der anderen Hand an einer Leiter. Ich rudere hin und kann beide aufnehmen. Gauner geht es gut, aber er ist erschöpft. Wir fahren zusammen zurück zur AWOL, und über die Badeplattform werden die Geretteten in Sicherheit gebracht. Barbara wartet bereits, hilft dem Hund aus dem Boot und hält ihn fest, bis die junge Frau auch an Bord ist. Die Rettung des Gauners ist abgeschlossen.


The Aftermath: Kurz darauf trifft die Wasserwacht ein. Ein besorgter Gastlieger hat Hilfe gerufen. Wir erklären die Situation und dass keine Hilfe mehr nötig ist. Herr Schmidt hat sich beim Beobachten der Rettungsaktion derart aufgeregt, dass er in sein Körbchen gemacht hat und nun Trost braucht. Lisbeth verarbeitet das Gesehene auf ihre Art und Weise durch Zerkauen eines großen Holzstückes. Xabi hat nichts mitbekommen.



Das ist unser potentieller Super-GAU: unsere Kleine schaltet auf Durchzug, kaum ist ein Nutria in der Gegend. Sie hat sich auch schon total in Ufergebüsch verheddert und es ist ein reines Vergnügen sie a) da aufzuspüren und b) zu befreien! Auf den Moment könnte ich die Süsse da glatt erwürgen! 😉