Lisbeth braucht ihren Beach. Ein Leben ohne Beach ist möglich, aber sinnlos! Lisbeth ist mein Beach Bunny Bulldog. Mindestens Wasser, im Notfall eine große schlammige Pfütze, muss einmal täglich her. So in etwa lässt sich Lisbeths Lebensmotto beschreiben.
Mehr als drei Jahre haben Lisbeth und ich nun gesucht. Vieles wurde unternommen: Kiesstrände am Kanalufer, Wattflächen bei Ebbe, Auer Mühlbach und Isar bei Niedrig- und bei Hochwasser, Het Twiske bei Amsterdam, Lago Maggiore in Italien, Schlammpfützen am Holzkirchner Kogl, Kirchsee mit und ohne Eis, Tegernsee, Tiefschnee, Badewanne, nasses Gras mit Morgentau. All das haben wir ausprobiert, und es war auch gut. Lisbeth war sich jedoch sicher: All das kann nur die Vorbereitung auf etwas wirklich Großes sein. Hier in Gruissan in Südfrankreich haben wir ihn nun gefunden, den perfekten Beach.


Der große Strandabschnitt östlich von Gruissan Ayguades ist fantastisch. Wir nennen ihn nur noch „den Beach“ und wissen, was wir meinen. Der Beach ist durch große Steinmauern vor zu hohen Wellen geschützt. Kleine Wellen sind gut und wichtig, denn Lisbeth durchbricht die Wellen mit dem Kopf voraus, liebt das hierbei erzeugte Klatschgeräusch. Das Wasser ist flach und nicht tiefer als 50 Zentimeter fast in der gesamten Bucht. Auch das ist wichtig, denn Lisbeth kann nicht gut schwimmen. Ihre Beine sind zu kurz und sie ist insgesamt zu schwer für die ideale Wasserlage. Am Beach gibt es fast keine Steine und nur feinsten Sand. Außerdem sind an diesem Beach Hunde willkommen. Meistens ist kein Mensch anzutreffen. Monatelang verbringen Lisbeth und ich hier jeden Morgen ein bis zwei Stunden.


Wir liegen mit der A.W.O.L. vom 23. April bis 08. September auf wechselnden Liegeplätzen im Hafen von Gruissan, einem vielseitigen kleinen Städtchen mit Wohlfühlfaktor im Languedoc in Südfrankreich. Hier habe ich mich festgebissen in Sushi aus dem Carrefour bei Narbonne, Cassoulet de Castelnaudary, Moules Frites, die Köstlichkeiten vom örtlichen Markt und vieles mehr. Außerdem bekommt man für Euro 4,90 pro Flasche einen fantastischen leichten Weißwein aus der Cave de Gruissan. Den kann man sich dort auch in mitgebrachten Kanistern holen. Hiervon sehe ich aber ab, da ich das Gefäß, unabhängig von der Größe, meistens taggleich leertrinke.
Dort habe ich auch monatelang einen Mietwagen, einen Renault Clio. Der parkt 50 Meter vom Boot entfernt auf dem öffentlichen Parkplatz. Lisbeth kann das Auto zwar nicht von anderen französischen Kleinwägen unterscheiden, sie sprintet dennoch jeden Morgen auf den Parkplatz und bleibt dann mittig stehen. Wenn das Klicken der fernbedienten Türöffnung am Clio ertönt, rennt sie vor die Kofferraumklappe und nimmt Sprunghaltung ein. Denn sie weiß was kommt. Es geht an den Beach.
Ein wichtiges Utensil zum Zeitvertreib am Beach ist der Stock, ein zentrales Element in Lisbeths Sein und Tun. Das Holz muss eine Konsistenz aufweisen, welche es Lisbeth ermöglicht, dieses in kleine Stücke zu zerlegen, ohne sich Splitter ins Zahnfleisch zu rammen. Treibholz ist hierfür gut geeignet. Den Stock des Tages bringen wir manchmal selbst mit. Ich habe noch einiges Holz für Lisbeth auf der A.W.O.L. gelagert, vorwiegend Treibholz. Das Treibholz habe ich auf unserer ersten Rhone-Fahrt im Dezember 2017 gesammelt. Hiervon werden dann Stücke abgesägt. Meistens aber findet sich ein gutes Stück Holz am Beach. Der Beach verfügt über einen Schutzwall aus großen Felsbrocken. Dort findet man viele angeschwemmte Stöcke aus abgelagertem Holz. Wir suchen fast jeden Morgen gemeinsam und werden fündig.


Das Ritual ist jeden Tag dasselbe. Der Stock wird weit ins Meer geworfen. Lisbeth fliegt gazellenartig über das seichte Wasser zum Stock. Mit Stock im Maul kommt sie im Verdrängermodus zurück an Land. Dann kaut sie einige Zeit darauf rum, bis ein Stück abbricht. Das braucht sie für ihr Selbstwertgefühl und den persönlichen Triumph. Dann erst legt sie mir den nun kleineren Stock vor die Füße, um darum zu kämpfen. Wenn ich den Stock erobert habe, geht es in die nächste Runde. Am Ende des Besuchs am Beach ist der Stock verbraucht.



Auch wenn für Lisbeth der Aufenthalt am Beach nicht lang genug sein kann, irgendwann brechen wir zur Rückfahrt auf. Lisbeth verfällt dann jedes Mal schlagartig in eine Schwächephase und kann kaum mehr gehen. Sie fällt zurück und muss sich immer wieder hinsetzen.


Letztendlich kann ich sie doch immer wieder zur Heimfahrt überreden und wir freuen uns über den tollen Start in den Tag.


Soooooooo süüüüüüß geschrieben. Fräulein Lisbeth hat viel Abenteuer und Spaß mit euch. Freue mich riesig. Liebe Grüße